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Interessant + Wissenswert


Sagen und Geschichten

Vom Stakenklopper

In einigen Dörfern im Ambergau wird viel von einer gespenstischen Erscheinung erzählt, die „Stakenklopper“ (Zaunklopfer) genannt wird. Es ist dies der Geist eines Menschen, der sich im Leben von dem Grund und Boden seines Nachbarn widerrechtlich etwas angeeignet hatte, indem er bei der Herstellung eines neuen Zaunes die Zaunpfähle zu weit in das Grundstück seines Nachbarn hineinrückte. Dafür geht er nun nach seinem Tode nachts da um und klopft laut an die von ihm falsch gesetzten Pfähle. Sobald nämlich die Glocke elf schlägt, beginnt an einem Ende des Zauns das Klopfen und geht dann immer weiter bis zum anderen Ende, indem auf jeden Pfahl drei heftige Schläge fallen. Man hört diese Schläge weithin, sieht aber nichts.

Ein Bauer, der an der fraglichen Stelle seinen Acker besaß, glaubte nicht an diesen Spuk. Er meinte, das Gerücht hätten die Leute aufgebracht, die auf dem Felde stehlen wollten.

Er nahm eines Tages in der Erntezeit sein Gewehr uns setzte sich nach der Uhlenflucht an seine Stiege, um den Dieben das Handwerk zu legen. Stunde um Stunde verging, und kein Mensch, kein Gespenst ließ sich sehen. Der Bauer dachte schon, er habe sich die Nacht vergeblich um die Ohren geschlagen. Da verkündete die Turmuhr dem Dorfe die Mitternacht.

Mit dem letzten Glockenschlag kam eine Gestalt vom nahen Kirchhof gerade auf ihn zu. Sie trug eine Hacke auf der Schulter und hatte den Kopf zur Erde gesenkt, gerade als wolle sie etwas suchen. Dicht bei dem Bauern blieb die Gestalt stehen und begann, in der Furche zu hacken und zu wühlen. Dabei murmelte sie ohne Unterlass dumpfe Worte. Als er genauer hinhörte, verstand der Bauer erst den Sinn. Die Gestalt sagte: „Wo ist der Grenzstein? Wo ist der Grenzstein?“

Da fiel dem Bauern die alte Geschichte ein. Das Gespenst war sein Vorfahre, der seinem Nachbarn die Grenzsteine verrückt hatte und nun zur Strafe als Grenzer umgehen musste. Mit dem Glockenschlag eins war die Gestalt wieder in der Nacht verschwunden.

Am folgenden Tag ging der Bauer mit mehreren alten Leuten, die in der Feldmark genau Bescheid wussten, zu seinem Acker, suchte den Stein und setzte ihn an den richtigen Ort. Der Grenzgeher war nun erlöst, man hat ihn seitdem nie wieder gesehen.

Der Brudermörder im Buchenborn

Im Hochstedter Holze zwischen Ortshausen und Bodenstein liegt der ,,Buchenborn". Er war in früheren Zeiten ein tiefer Brunnen. Auf seinem Rande hockte in jeder Geisterstunde ein in ein weißes Laken gehülltes Gespenst. Das hielt in seinen Knochenhänden einen bis zum Überlaufen gefüllten Krug. Wer aus dem Kruge zu trinken wagte, konnte das Gespenst erlösen und die reichen Schätze gewinnen, die auf dem Grunde des Brunnens schimmerten und flimmerten. Aber wer wollte das wohl tun; das Gespenst war, als es noch als Mensch lebte, ein Brudermörder.

Die versunkenen Glocken von Pockenhausen

Schenkt man den Geschichten, die man sich im Ambergau erzählt, Glauben, dann lohnt es sich, dort mit einem Spaten durch die Feldmark zu ziehen und hier und dort tief zu graben. So sollen die Bewohner des wüst gefallenen Ortes Hachum einst ihre Schätze und Kostbarkeiten und die Glocke ihres Kirchturms vergraben haben, um sie vor dem Raub feindlicher Kriegstruppen zu schützen. An der Stelle, an der der Kirchtum stand, soll später eine Sau die Glocke aus der Erde gewühlt haben. 

Von Königsdahlum erzählt man sich, dass dort die Glocke der nicht mehr existiertenden Marienkapelle so tief in der Erde versank, dass sich das dabei entstandenen Loch schließlich mit Wasser füllte. Seitdem soll es dort den Glockenbrunnen geben, der nie versiegt.

Und auch in der Feldmark von Pockenhausen, das einmal nahe Ortshausen lag, gibt es einen Glockenbrunnen, von dem die Sage geht, dass in ihm die Glocken des untergegangenen Dorfes ruhen.

Alle Geschichten aus: Blume, Hermann, Von Tückeboten, Lüchtenkeerls und weißen Frauen, Sagen und Erzählungen aus dem Hildesheimer Land, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1986


Schriftgut und Überliefertes

1. Herzog, Rudi, Die Ortschaften des Ambergau im Jahre 2005 - Das Dorf Ortshausen

2. Herzog, Rudi; Hermann, Moritz, Festschrift zur 850-Jahrfeier

3. Initiative Heimatkunde - Heimatkundliche Wanderung bei Ortshausen (11.3.2007), Verein für Heimatkunde im Ambergau ( Referate zusammengestellt und bearbeitet v. Rudi Herzog

4. Ackenhausen, Wilhelm, Bornum und seine Umgebung im mittleren Ambergau, Druckerei und Verlag H.Hoffmann KG Seesen/Harz 1962

5. Dahms, Thomas u. Kraus, Gerhard, Der Königsweg - Wanderführer Corvey-Werla, Ostfalia Verlag, Osterwiek 2016,

ISBN 978-3-926560-86-5